Tolle Erfahrungen gesammelt!

"Kasten" bietet optimale Bedingungen für die Teilnehmer!

 

Mehr als drei Mal ist hierzulande ja schon Tradition, und das gilt auch für das Sommercamp im Kasten. Seit 2018 wird es angeboten, und der pädagogische Mitarbeiter im „Kasten“, Nicolaj Imhof, kann dabei stets auf freiwillige Helfer bauen. Heuer sind es zwei junge Männer und eine junge Dame. Die Gymnasiastin ist selbst „Kästlerin“, die zwei jungen Männer. Der eine ist Azubi, der andere Selbständiger - einer war selbst einmal im „Kasten. Sie machen mit, „weil’s Spaß macht“. Und Freude an der Sache hat natürlich auch die Schülerin.

Warum ein solches Angebot so wichtig ist, kann Imhof schnell erklären: „Es gibt viele Familien, die sich eine Ferienreise nicht leisten können. Und es gibt viele Jugendliche, die einfach etwas pädagogische Unterstützung brauchen.“ Neun Jungs und sechs Mädchen zwischen zwölf und  15 Jahren haben sozusagen das große Ferienlos gezogen, sie kommen aus den gesamten Südkreis. Imhof hat die Woche organisiert und die Jugendlichen ausgewählt. Bei der Finanzierung haben sich der Lion’s Club, der „Round Table“ sowie die Badische Sportjugend engagiert, außerdem stellt das Studieninternat Räume und Fahrzeuge zur Verfügen. Und auch private Sponsoren leisten einen Beitrag. – alles zum Wohle der 15 Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien.

Es ist ein ganz „besonderes Ferienerlebnis mit Langzeitwirkung“, berichtet Imhof, denn „chillen“ steht nicht auf dem Programm. Vielmehr Spaß und Spiel, aber auch eine eigene Beteiligung an den diversen Angeboten. Einkaufen und das Mittagessen zubereiten etwa, aber auch Basteln, sowie Erlebnisse, die die Mädchen und Jungs sonst nicht haben, und  Gemeinschaftsleben stehen auf der Agenda. „Gebüffelt“ wird, wenn auch nicht übertrieben, auch, denn „Küchensprache ist Englisch“, und für das  Einkaufen wird auch „ein bisschen Mathematik“ gebraucht. Schließlich muss berechnet werden, was und wieviel gebraucht wird, damit alle satt werden. De Küchencrew ändert sich täglich, auch für weitere Angebote müssen sich die Jugendlichen täglich neu in die Listen eintragen. „Alle machen alles“, erklärt Imhof das Prinzip, „alle müssen mal ran!“

Dass das Konzept ankommt, zeige sich alleine schon daran, dass immer wieder ehemalige Sommercamp-Teilnehmer erneut dabei sind oder als Betreuer mitwirken wollen und das dann auch tun. Und so macht er deutlich, dass „alle, die das Sommercamp unterstützen, einen wichtigen Beitrag leisten.“

Wobei „Ferien-“ oder „Urlaubsangebot“ nur die - bestenfalls – halbe Wahrheit ist.  Tatsächlich findet  eine sozialpädagogische Erlebnis-Woche statt. Die Jugendlichen lernen sich kennen, unterstützen sich gegenseitig, müssen Rücksicht auf einander nehmen, bilden Teams und lernen auch ihre Grenzen kennen. „Hier kommen alle einmal an ihre Grenzen, und das ist gewollt“, sagt Imhof. Es sei schon deshalb wichtig, damit die Jungs und Mädchen erkennen, „wann es nötig ist, einander zu helfen und zu unterstützen“. Das zeigt sich auch beim Mittagessen, denn ein spezielles Kartenset – alle müssen eine Karte ziehen – erklärt Mädchen und Jungs zu jungen Leuten mit Beeinträchtigungen und Handicaps – ob Rollstuhl, Seh- oder auch Hörbehinderung – oder eben zu Helfern. „Und dann müssen die eben den anderen die nötige Unterstützung geben.“ Und hinterher sind natürlich Aufräumen und Abwasch zu erledigen.

Was sonst noch geboten ist? Eine Bootstour auf der Tauber etwa, ein Rundflug in einer Sportmaschine – „für die allermeisten ist es das erste Mal, dass sie fliegen“ -  und eine Übernachtung außerhalb von Bad Mergentheim  „mit allen Ohne-Extras: kein Handy, kein Strom, kein fließend Wasser“, erklärt Imhof. Das sei zweifellos „eine Herausforderung, aber da lernen die Jugendlichen viel über sich selbst und wie man sich in der Gruppe verhalten muss, wenn’s mal kritisch wird“. Überhaupt, die Mädchen und die Jungs sind nicht allesamt pflegeleicht – das bekommt der Besucher mit. Einige haben echte Probleme und sind genau deshalb auch ausgewählt worden. „Sie brauchen besondere Unterstützung“, sagt Imhof. So kann ein Junge nicht lesen und schreiben, ein Mädchen hat ganz offensichtlich ein psychisches Problem. „Wie kann das sein“, fragt sich der Laie, „es gibt doch Schulpflicht?“ Imhof weiß es besser: „Fünf Prozent können nicht lesen und schreiben in Deutschland.“ Immerhin: bei der Ferienwoche „tanken“ auch diese Jugendlichen,  so wie alle anderen Teilnehmer,  „Selbstvertrauen, Kraft und Zuversicht. Auch sie können etwas, auch sie lernen hier etwas für sich und ihr Leben“. Und das sei schließlich das „übergeordnete Ziel“, weiß Imhof.   

Und so können sie „wenn die Schule wieder anfängt, berichten, dass auch sie ein tolles Urlaubserlebnis hatten“. Nicht in fernen Ländern, sondern beim Sommercamp im „Kasten“.

 

Fotos: Spiel und Spaß, Kochen, Tagesplan ...