Benefizveranstaltung mit Deniz Aytekin

Über 500 begeisterte Gäste vor Ort

Von einem der unbeliebtesten Fußball-Schiedsrichter im Jahr 2011 zu einem der beliebtesten Schiedsrichter der aktuellen Zeit. Wer den Namen Deniz Aytekin hört, weiß sofort, es geht um Fußball und das Schiedsrichterwesen. Denn der 45-jährige ist aktuell Deutschlands beliebtester Fußball-Schiedsrichter. Doch daneben ist er ein ausgezeichneter Keynote Speaker und Unternehmensberater. Wie gut, das stellte der Nürnberger bei einer Benefizveranstaltung in Grünsfeld vor über 500 Gästen vor. Ausgeschrieben als Veranstaltung für die gute Sache, hatten die Stadt Grünsfeld, der Fußballkreis TBB, die Schiedsrichtervereinigung TBB und der FC Grünsfeld nicht nur Aytekin eingeladen, sondern auch Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsident und Gerd Mauersberger, Abteilungsleiter Schiedsrichter beim FC Bayern München. Auch Jürgen Umminger und Matthias Götzelmann vom Fußballkreis bzw. Sportkreis TBB waren mit dabei. Aytekin vermittelte an diesem Abend in der Stadthalle, worauf es im Leben wirklich ankommt: Wertschätzung und Menschlichkeit.

Doch bis bei ihm diese Erkenntnis gereift war, berichtete er, vergingen mehrere Jahre und harte Arbeit an sich selbst. Mit zu dieser Arbeit gehörte das Coaching mit Peter Aron Schmidhuber. Der ehemalige Weltschiedsrichter hat Aytekin wie einen Ziehsohn auf das Leben als Bundesliga- und Fifa-Schiedsrichter vorbereitet. Alles andere hat sich der Ausnahmeschiedsrichter durch das Lesen von Büchern und in Diskussionen mit Psychologen und Verhaltensforschern selbst erarbeitet. Bei einem kleinen Empfang der Stadt Grünsfeld trug er sich ins Goldene Buch ein, bevor die Halle seinen Worten lauschen durfte.

In seinem Vortrag berichtete er von Strategien, wie man als Schiedsrichter vorausschauend arbeiten muss. Man könne nicht alle Situationen zu 100 Prozent erkennen, dafür sei das Spiel zu schnell geworden. Aber durch seine vorgetragenen Strategien sei es möglich, vieles richtig zu beurteilen und dementsprechend zu entscheiden. Dazu gehöre immer eine gute Vorbereitung auf ein Spiel. Während eines Spiels gebe es dann nur noch eine Frage: „Wo ist mein nächstes Problem“. Ein weiterer Erfolgsfaktor sei, dass man den Spielern immer mit Wertschätzung auf Augenhöhe begegnet. Viel sei auch durch die Körpersprache der Spieler sowie durch eine gute Teamarbeit mit seinen Nebenleuten zu erkennen.

Mit Sorge sieht Aytekin allerdings auch die Entwicklung in der Gesellschaft, die sich auf dem Fußballplatz widerspiegelt. Schwindende Wertschätzung und Empathie sei kein Phänomen auf dem Platz.

Diese Position vertrat er auch in der Gesprächsrunde, die von Klaus T. Mende moderiert wurde. Zusammen mit Gerd Mauersberger und Ronny Zimmermann diskutierte man über die Situation der Schiedsrichter im Moment und in der Zukunft. Ronny Zimmermann sah vor allem die schwindende Bereitschaft sich ehrenamtlich zu engagieren als Hauptgrund für Fehlentwicklungen in der Gesellschaft und damit auch im Schiedsrichterwesen. Aber auch finanzielle Aspekte spielen eine Rolle. So habe Bayern in dieser Saison die Aufwandsentschädigungen für Schiedsrichter angehoben, um auch so die Wertschätzung auszudrücken. Wichtig im Sport sei aber auch der Spaß. Aber nur, wenn man sich mit Respekt begegnet, kann man auch Spaß haben. „Wir Schiedsrichter sind auch Menschen und keine Roboter“. Gleichzeitig sagte Aytekin aber auch, dass man sich als Schiedsrichter nicht alles gefallen lassen darf. Ronny Zimmermann plädierte sogar dafür, dass Spieler, die sich gegen Entscheidungen eines Schiedsrichters wenden, nicht mit Spielsperren bestraft werden, sondern selbst zehn Spiele leiten sollen. Nebenbei, in Kürze beginnt ein neuer Schiedsrichterkurs im Fußballkreis TBB, zu dem sich auch der Vorsitzende Jürgen Umminger angemeldet hat.

Hauptzweck des Abends war die Überreichung der Spendenschecks an die Aktion Herzenswunschkrankenwagen der Malteser, den Verein Sprungbrett Üttingshof, die Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis, die Schule im Taubertal, die Taubertäler Hilfsgemeinschaft, die Johanniter aus Grünsfeld, den FC Grünsfeld und die Grünsfelder Kindertagesstätte. Über 12.300 Euro wurde im Vorfeld und am Abend eingesammelt. Danach fand noch eine Verlosung wertvoller Sachpreise statt, vor allem Trikots und Fußballutensilien, darunter ein Trikot von Deniz Aytekin.

 

Bil und Text: Matthias Ernst

Foto (von links nach rechts): Matthias Götzelmann, Jürgen Umminger, Klaus T. Mende, Deniz Aytekin, Ronny Zimmermann, Bürgermeister von Grünsfeld, Joachim Markert und Lothar Derr, 1. Vorsitzender des FC Grünsfeld